1968 Cadillac Sedan de Ville





1968 Cadillac
Sedan de Ville hdtp.

Es gibt viel zu erzählen über diesen sehr speziellen Cadillac.

Er wurde 1968 vom Chef eines Hamburger Opel Händler als Neuwagen so bestellt und im damaligen GM-Montagewerk in Antwerpen gebaut.

Eine seltene Europaausführung mit Kilometertacho.

Besondere Ausstattung wurde bestellt:

-gegen Aufpreis „Madeira plum firemist metallic“
-Sperrdiferential
-Klimaautomatik
-Scheibenbremse vorne, neu in 1968 gegen Aufpreis
-6-fach elektrisch verstellbare Vordersitzbank
-2-verstellbares Lenkrad
-Sicherheitsgurte
-radio delete, kein Radio! Sehr selten

Da es bei Cadillac erst 1969 Schiebedächer ab Werk zu bestellen gab, wurde vom selben Hersteller, Golde aus Frankfurt, ein manuelles Schiebedach mit schwarzem Vinyldach von einer Hamburger Firma eingebaut.

Der Wagen wurde angeschafft, da Egon Zylla zu guten Konditionen sein Opel Autohaus verkaufen konnte. Egon Zylla hatte den Plan, zusammen mit seiner Frau, seinen Lebensabend im schönen Ascona zu verbrigen. Dort wollte er seinen Cadillac in der Garage seiner Villa „Hanseat“ parken.

Aber das Leben nahm leider vorher eine höchst unglückliche Wendung. Seine Frau verstarb nach einem Unfall qualvoll an Wundstarrkrampf. Trotz Wunsch seiner Kinder hielt Egon Zylla an seinem Plan fest und zog nun alleine nach Ascona.

Trauer, Langeweile, Einsamkeit und schlechte Gesellschaft in den wilden 68 ern führte dazu, daß einige Gauner und zwielichtige Gestalten diese Situation ausnutzten. In wenigen Jahren war das viele Geld an Freunde verliehen oder schlicht ausgegeben.

Es kam soweit, daß er nach Rückvorderung von Darlehen in eine Falle gelockt und von einem Auftragsmörder und seinen Komplizen umgebracht wurde.

Ein Mord an einen wohlhabenden Tourist im damals noch beschaulichem Tessin schlug hohe Wellen. Diese Geschichte ist in der Schweiz heute noch bekannt und wird hin und wieder aufgegriffen. In Archiven finden sich auch eine große Story im Spiegel. Sogar in Deutschland war der Fall außergeöhnlich.

Mittendrin stand dieser bekannte Cadillac, der danach von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt wurde. Die Ermittlungen und die Verurteilung der Beteiligten dauerte einige Jahre. Danach wurde der Wagen zur Abholung freigegeben und bei einem Opel Händler in Ascona eingelagert, aber nicht mehr abgeholt.

Der Wagen hat im Keller dieses Autohauses gewartet, bis der Betrieb übergeben und aufgelöst wurde. Er sollte dann sogar ausgeschlachtet oder verwertet werden!

Ein glücklicher Zufall brachte uns dazu. Auf einer Reise nach Ascona. Wir waren in unserem 68 er Fleetwood Brougham unterwegs und fuhren eine Runde über Ronco nach Ascona. Von einem Opel Corsa fühlte ich mich verfolgt. Nach einem Stop stieg der Fahrer aus und erzählte mir, daß er auch so einen Cadillac habe und ob ich nicht Interesse hätte. Wir tauschten Telefonnummern aus.

Am nächsten Tag regnete es. Das war der Auslöser für einen Termin am Nachmittag, um mal die üblicherweise zu erwartende Grotte anzuschauen, die Jahrzehntelang vor sich hin gammelt, dachte ich.

Im Keller in der hintersten Ecke stand dann auf den ersten Blick soetwas. Stark eingestaubt, platte Reifen, und ein Rad auf der Motorhaube liegend. Taschenlampe und Regenzeit vorhanden riskierte ich dennoch einen genaueren Blick.

Mit zunehmender Begeisterung entdeckte ich einen 50.000 orig. Cadillac im Erstlack, mit sehr schöner Innenausstattung und nicht verbastelt! Dazu noch diese unglaubliche Kriminalgeschichte.

Nach einigen Tagen schwieriger Verhandlungen kam ein Kauf zustande.

Ohne einen Startversuch wurde er auf einen Trailer verladen und von uns umfangreich und vorsichtig wieder in seinen Jungwagenzustand versetzt.

Mittlerweile mängelfrei und zugelasssen, hat er schon einige schöne Touren und Preise erlangt.

€ 50.000
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